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Neues aus den Zipfelwerken: Folge 7

Neues aus den Zipfelwerken

Achtung, Realsatire! Mit unserer Web-Doku-Soap über ein fiktives Unternehmen erinnern wir uns selbst immer wieder daran, dass Kunden ebenso wie Berater auch nur Menschen sind. Jegliche Ähnlichkeit mit lebenden Personen ist daher zufällig, jedoch keineswegs ausgeschlossen.

„Ein super Briefing, Philipp, danke für die Moderation.“ Patricia von Waldeck schlenderte an der Seite ihrer Kollegen in die Cafeteria der Zipfelwerke. „Du hattest schon recht: ohne klar formulierte Ziele macht die Suche nach Beratern keinen Spaß.“ Sie rückte die Jung & Wild-Anstecknadel am Revers ihres Blazers gerade.

Selbst Volker Männlein war ungewohnt aufgeräumt und trug sogleich ein Tablett mit vier Bechern Kaffee heran. „Jetzt warte doch noch mit dem Lastenheft, Max.“

„Ach, das sind nur die Eckpunkte aus unserem Briefing“, entgegnete Maximilian Zimmermann ohne den Stift abzusetzen, „damit sich die Berater auf den Termin nächste Woche besser vorbereiten können als beim letzten Mal.“

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„… und sind im Rahmen der Zipfel Blue Ocean-Strategie zu der Überzeugung gelangt“, schloss Patricia ihre Ausführungen, „dass unser Produktmanagement sich vor allem auf die Alleinstellungsmerkmale im Kundenerlebnis der e-Zipfel-Baureihen fokussieren sollte.“

Malte Redlich blinzelte zweimal. „Das macht hier keinen Sinn, Frau von Waldeck. Wollen Sie nicht lieber auf Green Product Management setzen und toxische Stoffe schon im Design eliminieren? Außerdem können Sie das besonders ressourcenintensive Aluminium in den Gehäusen doch durch Holz aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern ersetzen?“

„Sagen Sie“, räusperte sich Volker Männlein, „gäbe es da nicht gewisse Einbußen an Performance? Wir wollen vielmehr unsere Schlüsseltechnologien ganz anders einsetzen – und zwar, um den Kundennutzen zu erhöhen.“

Patricia strahlte: „Genau – deswegen haben wir mit der Jung & Wild ein agiles Lifestyle-Unternehmen gegründet. Sensortechnik eröffnet interaktive Erlebniswelten …“

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„Ihr Produktmanager nimmt also an unserem 3×3-tägigen Zertifikatslehrgang teil und erhält einen Online-Zugang zur PM-Toolbox 3.1 natürlich gratis dazu – auf welchen Namen darf ich die Reservierung denn aufnehmen?“ Veronica Singer lächelte, entzückt über ihr eigenes Angebot.

Maximilian wiegte bedächtig den Kopf. „Ich bin mir nicht sicher, ob eine einzelne FTE in der Marketingabteilung mit dieser Zusatzqualifikation ausreichend ist. Moment, ich habe eine aktuelle Liste der Weiterbildungsstunden je Mitarbeiter im Büro liegen – ich hole sie schnell.“

„Sie können gern weitere Teilnehmer benennen“, rief Veronica Singer ihm noch immer lächelnd hinterher, „wir gewähren Ihnen dafür den reduzierten Preis für Nachschulung und Auffrischung von 1800 Euro. Oder wir machen es maßgeschneidert …“

„Wieso eigentlich im Marketing?“ fragte Volker irritiert.

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„Ja, das habe ich schon oft so gemacht“, versicherte Urs Ticino selbstbewusst. „Wissen’s, ich bin zertifizierter Scrum-Master. Ihr müsst‘s mir nur sagen, welche Requirements Ihr ins Jira bekommt, dann mache ich Euch Deliverables.“

Philipp schüttelte den Kopf. „Wir wollen Product Management als eine markt- und kundenorientierte Mindset, you know? Auf die Messe, Kunden haben mir gesagt, sie wollen in den Entwicklung von solche self-adjusting Geräte einbezogen sein. Ich habe den Gefühl, für Sie ist Scrum nur ein Beschleunigung von Product Development.“

„Und wenn wir einen weiteren Rückgang in der Serie zulassen“, warf Volker Männlein ein, „dann können wir uns auch gleich ganz von unserer zentralen Produktionssteuerung verabschieden. Ganz abgesehen davon, dass unsere Ingenieure es hassen, sich von solchen neumodischen Prozessen gängeln zu lassen!“

„Ach was, habt ihr nicht ein paar sprintigi Incentives?“ Urs grinste.

„Also in der Jung & Wild funktioniert das schon jetzt“, schaltete Patricia sich ein „Für jede User Story gibt’s ein Prozent auf die nächste Mitarbeiterbeteiligung.“

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„So geht das nicht! Jeder will etwas anderes, und wir haben viel mehr Arbeit als ohne Consulting.“ Maximilian schüttelte müde den Kopf. „Vielleicht sind die Zipfelwerke einfach nicht berater-affin? Was brauchen wir denn nun wirklich?“

„Na, das sagt der Richtige“, meinte Patricia schnippisch, „du hast doch bloß Schwierigkeiten mit der Vorstellung, dass Sales nicht mehr über Absatzzahlen, sondern über Beratungsqualität definiert wird.“

„Können wir bitte festhalten, dass die Product Manager keinen, how do you say, Stabsstelle ist, sondern auch einen Moderation der Funktionsbereiche übernimmt?“

„Ach, Philipp“, seufzte Volker, „du weißt genau, dass Walter weiche Lösungen nicht akzeptiert. Am Ende des Tages zählt der Kasten im Organigramm!“

„Liebe Leute, wir brauchen eine Strategieklausur …“, verkündete Maximilian Zimmermann mit finalem Tonfall.

Bild: Didier Duforest, Flickr (CC)

/* Original-Code Post Header Metadata
Datum: Apr 01Autor: Quiridium
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